Foto von einem Augenwurm im Auge von einem Hund.

Der Augenwurm beim Hund: ein neuer Parasit?

Haben Sie schon einmal vom Augenwurm gehört, in der Wissenschaft auch als Thelazia callipaeda bezeichnet? Falls nicht, so ist das nicht überraschend – denn bisher spielt dieser zu den Fadenwürmern gehörende Parasit in unseren Breiten eine eher untergeordnete Rolle. Doch durch die Einschleppung aus dem Süden und das wärmer werdende Klima ändert sich das zunehmend. Inzwischen sind einige Fälle bekannt, bei denen Hunde sich in Deutschland mit dem Augenwurm infiziert haben.

Okuläre Thelaziose: Wenn der Wurm ins Auge geht

Die Krankheit, welche der Augenwurm beim Hund verursacht, heißt auch okuläre Thelaziose. Der Wurm nistet sich dabei in der Bindehaut des Vierbeiners ein und verursacht bei dem Tier eine Entzündung mit Juckreiz und Tränenfluss – auch die Hornhaut kann betroffen sein. Bei einem stärkeren oder fortgeschrittenen Befall sind die weißen, bis zu zwei Zentimeter langen Würmer sogar leicht im Hundeauge zu erkennen.

Mögliche Symptome des Augenwurmbefalls beim Hund:

  • Der Hund leidet an Juckreiz am Auge
  • Er schließt krampfhaft die Augenlider
  • Die Bindehaut ist rötlich und entzündet
  • Es tritt vermehrter Tränenfluss auf
  • Der Hund reagiert empfindlich auf Licht
  • Die Hornhaut kann verdickt und entzündet sein
  • Weiße, bis zu 2 cm lange Würmer sind im Auge erkennbar

Augenwurm beim Hund: Wie der Parasit ins Auge kommt

Übertragen wird der Augenwurm durch Fruchtfliegen der Gattung Phortica. Außer reifen Früchten schmeckt den männlichen Vertretern dieser Insekten nämlich auch das Tränendrüsensekret mancher Säugetiere. Die Fliegen nehmen bei ihrer Mahlzeit an einem infizierten Tier die Larven des Wurmes auf und geben sie nach einer mehrwöchigen Entwicklungszeit an das nächste Wirtstier weiter. Infektionen mit Augenwürmern sind beispielsweise auch von Katzen, Füchsen, Wölfen und Kaninchen bekannt.

Augenwurm unter dem Rasterelektronenmikroskop

Thelazia callipaeda - Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme.

Wilfried Lebon et al. CC BY 4.0.  Zur Originalquelle.

Ausbreitung in Deutschland: Augenwürmer auf dem Vormarsch

Lange Zeit kannte man die Parasiten nur aus Asien. So wundert es nicht, dass sie früher vor allem „orientalische“ Augenwürmer genannt wurden. In den letzten Jahrzehnten konnten sich die Würmer allerdings fest im südlichen Europa etablieren. Infektionen mit Augenwürmern sind daher unter anderem bei importierten Tieren oder Reiserückkehrern aus dem Süden bekannt.

Die Fruchtfliege, welche die Wurmlarven überträgt, ist bei Temperaturen zwischen 20 und 25 °C aktiv – eine Übertragung des Parasiten ist daher auch in Deutschland möglich. Durch den Reiseverkehr und die Klimaerwärmung breitet sich Thelazia callipaeda stetig in Richtung Norden aus. So prognostizieren Studien für die kommenden Jahre eine Verbreitung des Wurms über große Teile Europas.

Behandlung und Vorbeugung: Schutz vor dem Augenwurm beim Hund

Wurde ein Augenwurm beim Hund diagnostiziert, so behandelt der Tierarzt den Vierbeiner medikamentös und entfernt den Parasiten mit einer Pinzette oder durch Ausspülen. Im Idealfall schützen Sie den Hund aber vor einer Infektion – zur Prophylaxe gibt es Antiparasitika z. B. in Form von Kautabletten. Diese wirken neben Würmern auch gegen Milben, Zecken und Flöhe. Lassen Sie sich hierzu am besten in Ihrer Tierarztpraxis beraten.

Gefahr als Zoonose: Der Augenwurm infiziert auch Menschen

Die okuläre Thelaziose ist eine Zoonose. Das heißt, Augenwürmer können auch Menschen infizieren. Zwar ist die Übertragung vom Hund auf den Menschen nicht möglich, die Parasiten können aber durch die Fruchtfliegen ins menschliche Auge gelangen und sich dort einnisten. Aus vielen Ländern Asiens sind Infektionen beim Menschen bekannt, insbesondere bei älteren Personen und Kindern in ländlichen Gegenden.