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Hyalomma-Zecken in Deutschland: Wie gefährlich sind sie?

Ein neuer Parasit streift durch die Lande: die Hyalomma-Zecke. Eigentlich sind die Zecken dieser Gattung in wärmeren Regionen zuhause, überleben mittlerweile aber auch in Deutschland. Fachleute gehen sogar davon aus, dass die Spinnentiere auf Dauer in ganz Mitteleuropa heimisch werden könnten. Daher sind die Fragen vieler Haustierhalterinnen und -halter berechtigt: Wie gefährlich ist die Hyalomma-Zecke? Woran erkenne ich sie und wie schütze ich mich und mein Tier? Das Parasitenportal beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie sieht die Hyalomma-Zecke aus?

Nicht umsonst werden die Zecken der Gattung Hyalomma auch ‚Riesenzecken‘ genannt: Die Spinnentiere sind bis zu 6,5 Millimeter groß, vollgesogen sogar bis zu zwei Zentimeter. Damit übertrumpft die Hyalomma-Zecke im Größenvergleich den in Deutschland weit verbreiteten Gemeinen Holzbock etwa um das Zwei- bis Dreifache.1

Charakteristisch für Hyalomma-Zecken sind ihre gestreiften Beine, mit denen sie recht flink unterwegs sind: Im Gegensatz zum Gemeinen Holzbock sind die Riesenzecken aktive Jäger, die ihre Opfer mehrere hundert Meter weit verfolgen können. Dabei helfen den Spinnentieren auch ihre Augen, mit denen sie potenzielle Wirtstiere aus einer Entfernung von bis zu zehn Metern erkennen, bevor sie die Verfolgung aufnehmen. Die Augen der Hyalomma-Zecken sind auch für ihren Namen verantwortlich: ‚Hyalos‘ ist griechisch für Glas, während ‚omma‘ Auge bedeutet.1, 2

Größenvergleich Hyalomma-Zecke und Gemeiner Holzbock

Woher kommen die Riesenzecken?

Hyalomma-Zecken kommen sowohl in trockenen Gebieten Nordafrikas und Asiens als auch im Mittelmeerraum und Teilen Südosteuropas vor. In nördlichere Länder wie Deutschland gelangen die Spinnentiere vermutlich mit Zugvögeln.1 Im Jahr 2018 wurde erstmals von einer größeren Anzahl der Tropenzecken in Deutschland berichtet: In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Universität Hohenheim, der Tierärztlichen Hochschule Hannover und des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr wurden 35 Funde der Riesenzecken dokumentiert. Rund ein Drittel dieser Funde wurde als die Art Hyalomma marginatum identifiziert, ein weiteres Drittel als Hyalomma rufipes.3

Die untersuchten Zecken waren ausgewachsen und wurden überwiegend an größeren Säugetieren wie Schafen oder Pferden entdeckt. Die Forscherinnen und Forscher kamen zu dem Schluss, dass sich die Zecken in Deutschland aus eingeschleppten Nymphen entwickelten – der außergewöhnlich heiße und trockene Sommer des Jahres 2018 schuf hierfür die idealen Bedingungen.3

Herkunft der Hyalomma Zecke Afrika und Asien

Wie häufig ist die Hyalomma-Zecke in Deutschland?

Inzwischen befassen sich verschiedene wissenschaftliche Projekte mit der Hyalomma-Zecke und ihrer Verbreitung in Deutschland. Im Forschungsprojekt ZEPAK des Robert Koch-Instituts werden Zeckenfunde dokumentiert, die Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten Bundesrepublik einsenden. Für die Jahre 2018 bis 2022 führt ZEPAK zwölf Hyalomma-Funde auf.4 In einem Kartierungsprojekt unter der Federführung der Veterinärmedizinischen Universität Wien sind zum Ende des Jahres 2022 insgesamt 25 Fundorte für Hyalomma-Zecken in Deutschland beschrieben.5 Und in dem Forschungsprojekt der Uni Hohenheim und ihrer Kooperationspartner wurden im insgesamt dreijährigen Untersuchungszeitraum etwa 200 Hyalomma-Zecken gefunden.6

Genaue Aussagen zur Häufigkeit der Riesenzecke Hyalomma in Deutschland lassen sich aber nicht treffen. Als gesichert gilt aber, dass die Zecken bei geeigneten Bedingungen hierzulande den Winter überstehen können: Das Forschungsteam der Uni Hohenheim erhielt im Frühsommer 2019 sechs Hyalomma-Zecken, die auf Pferden gefunden wurden. Der Zeitpunkt der Funde und der Entwicklungsstatus der Zecken ließen darauf schließen, dass sie nicht neu eingeschleppt wurden, sondern in Deutschland überwintert hatten.7

Lebt die Hyalomma-Zecke in Deutschland?

Eine zentrale Frage der Forschung ist, ob sich aus den eingeschleppten und heranwachsenden Zecken eine stabile Population in Deutschland bilden kann. Hierfür müssen verschiedene grundlegende Voraussetzungen erfüllt sein – z. B. müssen genügend männliche und weibliche Exemplare der Zecken zueinander finden und sich fortpflanzen.7

Sind die Zecken hierbei erfolgreich, sind sie einen großen Schritt weiter, sich zu etablieren: Eine einzelne weibliche Zecke der Art Hyalomma rufipes kann bis zu 15.000 Eier legen.8 Und auch der Klimawandel spielt den Parasiten in die Karten: Wenn trockene und heiße Sommer in Deutschland weiter zunehmen, werden die Lebensbedingungen für Hyalomma-Zecken hierzulande stetig besser.

Ist die Hyalomma-Zecke gefährlich für Menschen und Tiere?

Wie zahlreiche Zeckenarten können auch die Zecken der Gattung Hyalomma Krankheiten übertragen. Bei den Menschen in den Herkunftsgebieten der Zecken sind sie beispielsweise für die Ansteckung mit dem Krim-Kongo-Hämorrhagischen-Fieber gefürchtet, das durch das gleichnamige Virus verursacht wird und schwerwiegend oder sogar tödlich verlaufen kann. Zudem können die Zecken unterschiedliche Rickettsia-Bakterien übertragen, die verschiedene Formen von Fleckfieber auslösen, z. B. das Zecken-Fleckfieber oder das Mittelmeer-Fleckfieber.3, 8, 9

Und auch für Tiere können Hyalomma-Zecken gefährlich sein: Die Parasiten haben vor allem größere Tiere wie Pferde im Visier, auf die sie z. B. Theileriose, Babesiose oder das West-Nil-Virus übertragen können.1, 2, 3 Und auch Hunde oder Katzen sind potenzielle Wirtstiere der tropischen Riesenzecken. Welche Krankheiten Hyalomma auf Hunde und Katzen übertragen kann, muss allerdings noch genauer erforscht werden.

Welche Krankheiten überträgt die Hyalomma-Zecke in Deutschland?

Zum Glück wurde in keinem der Forschungsprojekte mit Hyalomma-Zecken in Deutschland der Erreger des Krim-Kongo-Fiebers, der Theileriose oder der Babesiose nachgewiesen. Allerdings war rund ein Drittel der von der Uni Hohenheim untersuchten Zecken mit Bakterien der Gattung Rickettsia infiziert.3, 9 So überrascht es nicht, dass ein Pferdehalter in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2019 an Fieber erkrankte, nachdem er von einer Hyalomma-Zecke gestochen wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich dabei um eine Form von Fleckfieber, für das der Mann die typischen Symptome zeigte und das mit Antibiotika effektiv behandelt werden konnte.10

Auch wenn bei keiner der untersuchten Zecken die gefährlicheren Krankheitserreger gefunden wurden, kann sich das zukünftig ändern. Denn je mehr Zecken im Lauf der Zeit eingeschleppt werden und sich weiterentwickeln können, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Erreger sich ausbreiten. Für das Krim-Kongo-Virus wurde beispielsweise ein starker Anstieg der Fallzahlen in der Türkei beobachtet, nachdem die ersten Krankheitsfälle dort im Jahr 2002 aufgetreten waren. Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass sich das Virus auch in Deutschland etablieren könnte.8

Wie schütze ich mich und mein Haustier?

Einen Nachteil hat die Größe der Hyalomma-Zecke für sie selbst: Anders als z. B. den recht kleinen Gemeinen Holzbock spürt man die Riesenzecke auf der Haut umherkrabbeln. Dennoch sollten Sie einige Vorsichtsmaßnahmen beachten:

  • Bedecken Sie beim Ausflug im Freien möglichst die Haut und suchen Sie sich selbst und auch Ihre Hunde und Katzen anschließend nach Zecken ab.
  • Auch Pferde sollten regelmäßig nach Zecken abgesucht werden.
  • Es gibt bereits Antiparasitika, die auch gegen Hyalomma-Zecken wirksam sind. Lassen Sie sich hierzu in Ihrer Tierarztpraxis beraten.
  • Nach einem Stich ist es wichtig abzuklären, ob die Zecke gefährliche Krankheitserreger in sich trägt – die Parasiten können zu diesem Zweck im Labor untersucht werden.
  • Informieren Sie sich über weitere Tipps zur Zeckenentfernung auf unseren Infoseiten zu Hunden, Katzen und Pferden.

 

Literatur:

  1. Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
  2. Universität Hohenheim: Die Gattung Hyalomma – zwei neue Zeckenarten in Deutschland
  3. Chitimia‑Dobler, L. et al.: Imported Hyalomma ticks in Germany in 2018. Parasites Vectors. 2019;12(1):134. doi: 1186/s13071-019-3380-4
  4. Robert Koch-Institut (RKI): ZEPAK – Deutschlands neuer Zecken-Atlas Hyalomma
  5. Rubel et al.: Atlas of ticks (Acari: Argasidae, Ixodidae) in Germany: 1st data update. Exp. Appl. Acarol. 2023;89(2):251-274. doi: 1007/s10493-023-00784-5
  6. Universität Hohenheim: 8000 Zecken eingeschickt: Uni Hohenheim beendet Projekt Tropenzecken
  7. Universität Hohenheim: Tropische Zecken: Neu eingewanderte Art überwintert erstmals in Deutschland
  8. Robert Koch-Institut (RKI): ZEPAK – Hyalomma-Zecke (Hyalomma marginatum)
  9. Universität Hohenheim: Zecken-Aufruf läuft weiter: Gefürchtete Tropenkrankheiten wurden bislang nicht eingeschleppt
  10. Universität Hohenheim: Tropische Zecke: Erster Verdachtsfall auf Fleckfieber-Übertragung in Deutschland