Krätze-Milben. Hier: computergenerierte Nahaufnahme einer Sarcoptes-Milbe

Krätze: Hochansteckende Milbeninfektion beim Menschen

Krätze ist schon seit jeher bekannt: Berichte über die Hauterkrankung gehen bis in die Zeit vor der Antike zurück. Während die Menschen das kräftige Jucken damals noch als eine Strafe der Götter deuteten, weiß man heute: Ursache der Krätze ist die auf Menschen spezialisierte Milbe Sarcoptes scabiei variatio hominis. Dementsprechend heißt die Infektion auch ‚Scabies‘ bzw. ‚Skabies‘. Auch Hunde und Katzen werden von Sarcoptes-Milben befallen – allerdings unterscheiden sich diese Milben von den Krätzmilben des Menschen. Bei Tieren wird die Infektion als ‚Räude‘ bzw. Fuchsräude (interner Link zu: Räude) bezeichnet.

Was sind Krätzmilben?

Krätzmilben gehören wie Zecken zu den Spinnentieren. Die an den Menschen angepasste Krätzmilbe ist zwischen 0,2 und 0,5 Millimeter groß und gehört, genau wie die nah verwandte Notoedres-Milbe der Katze, zur Familie der ‚Grabmilben‘. Grabmilben können mit speziellen Sekreten Verbindungen zwischen den Zellen der oberen Hautschichten auflösen, um Gänge in die Haut zu graben, in die sie ihre Eier legen.1

Auslöser der Krätze beim Menschen ist ausschließlich die Milbenvariante hominis. Zwar können auch andere Sarcoptes-Milben oder z. B. auch Notoedres-Milben auf Menschen übergehen, allerdings können die Parasiten keine bleibende Infektion auslösen, sondern die sogenannte Pseudoskabies – eine vorübergehende Hautinfektion, die in der Regel nach kurzer Zeit und ohne Behandlung von selbst verschwindet.

Übertragung der Milben: Wie bekommt man Krätze?

Krätzmilben übertragen sich von Mensch zu Mensch über direkten Hautkontakt. Zwar ist eine Weitergabe über Textilien wie Bettwäsche oder Kleidung möglich, allerdings bewegen sich die Milben sehr langsam und verlieren bei einer Raumtemperatur von ca. 21 °C nach etwa zwei Tagen ihre Ansteckungsfähigkeit. In der Regel ist auch bei direktem Hautkontakt für die Krätze-Übertragung eine Dauer von fünf bis zehn Minuten notwendig – Händeschütteln oder eine kurze Umarmung reichen meist nicht aus.1

Eine Ausnahme bildet die Scabies crustosa oder Borkenkrätze. Diese starke Form der Krätze kommt bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem vor und geht mit einem sehr starken Befall einher – mehrere Millionen Milben können die Haut der Betroffenen bevölkern, sodass für die Krätze-Ansteckung schon ein kurzer Hautkontakt oder sogar nur das Berühren von abgefallenen Hautschuppen der Erkrankten ausreicht.1

Ansteigende Zahlen: Werden Fälle von Krätze häufiger?

In den vergangenen Jahren häufen sich Berichte, dass sich die Infektion in Deutschland vermehrt ausbreitet. Eine allgemeine Meldepflicht für Krätze existiert hierzulande aber nicht – nur eine Benachrichtigungspflicht für Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen. Daher hat das Robert Koch-Institut Daten der gesetzlichen Krankenversicherungen ausgewertet und kam zu dem Ergebnis, dass sich die diagnostizierten Fälle seit dem Jahr 2009 fast verzehnfacht haben.1, 2

Krätze erkennen: Was sind die Symptome eines Befalls?

Charakteristisch für Krätze ist das starke Jucken, das nachts im warmen Bett besonders intensiv ist. Der Juckreiz geht mit einem rötlichen Hautausschlag mit Knötchen und flüssigkeitsgefüllten Bläschen einher und ist die Folge einer Immunantwort des Körpers auf die Milbenausscheidungen – das Jucken kann sich sogar auf Körperregionen ausbreiten, die gar nicht von den Milben befallen sind.1, 4

Immungeschwächte Personen sowie Säuglinge und Kleinkinder sind eine besondere Risikogruppe für Krätze. Bei der hochansteckenden Scabies crustosa, die etwa bei Immungeschwächten auftreten kann, kommt es neben den gewöhnlichen Krätze-Symptomen auch zu Hautverhornungen und der Bildung von Krusten und Borken.1

Hautausschlag bei Krätze auf der Hand

Bevorzugte Hautregionen der Krätzmilben:

Für das Anlegen ihrer Milbengänge in der Haut bevorzugen die Parasiten warme Körperregionen mit einer dünnen Hornschicht – eventuell sind die Krätzmilben in diesen Bereichen sogar als kleine, sich bewegende Punkte erkennbar. Krätze tritt insbesondere an den folgenden Körperstellen auf:1, 2

  • Haut zwischen den Fingern und Zehen sowie an den Knöcheln
  • Handgelenke und Außenseite der Ellenbogen
  • Achselhöhlen
  • Bereich um die Brustwarzen
  • Leistenregion und Nabel
  • Analregion
  • Bei Männern auch der Penisschaft
  • Bei Säuglingen und Kleinkindern oder bei Scabies crustosa auch Kopf und Gesicht sowie Hand- und Fußflächen

Von der Ansteckung bis zur Heilung: Wie lange dauert es, bis die Krätze weg ist?

Krätze hat eine mehrwöchige Inkubationszeit: Von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Anzeichen können zwei bis fünf Wochen vergehen. Unabhängig von der Ausbildung der Krätze-Symptome können die Milben aber an Andere weitergegeben werden. Im Falle eines erneuten Befalls mit den Parasiten ist die Inkubationszeit kürzer: Es dauert dann nur ein bis vier Tage, bis Krätze-Symptome auftreten. Das liegt daran, dass das Immunsystem bereits für den Erreger sensibilisiert ist und schneller reagiert.1, 4

Ganz wichtig ist: Treten typische Symptome auf oder besteht ein Verdacht auf Krätze, muss unbedingt schnellstmöglich ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Nicht nur, um Andere vor einer Infektion zu schützen, sondern auch, da Skabies unbehandelt häufig chronisch verläuft. Bei Scabies crustosa kann sogar eine stationäre Behandlung erforderlich sein.1, 4

Als Mittel zur Krätze-Behandlung dienen Skabizide – das sind z. B. Cremes, Sprays und Salben, die sorgfältig und ausreichend lange angewendet werden müssen. Die genauen Maßnahmen und die Behandlungsdauer erfolgen in enger Abstimmung mit dem Arzt oder der Ärztin. Im Normalfall reduziert sich die Ansteckungsgefahr etwa 24 bis 36 Stunden nach einer richtig durchgeführten Krätze-Behandlung – bei Scabies crustosa ist die Therapie aber meist langwieriger.3, 4 Generell gilt: Da die Milben im Zuge der Behandlung verlässlich abgetötet werden müssen, sind Hausmittel gegen Krätze wirkungslos.

Während und nach der Therapie: Was ist zu beachten?

Aufgrund des hohen Ansteckungspotenzials sollten Betroffene den Kontakt zu anderen Menschen eine Weile einschränken – das gilt insbesondere für den direkten Hautkontakt. Darüber hinaus rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu den folgenden Maßnahmen:4

  • Betroffene sollten Kleidung und Handtücher täglich wechseln und sie bei mindestens 60 °C waschen
  • Textilien, die nicht gewaschen werden können, sollten mindestens drei Tage bei über 21 °C sowie luftdicht verpackt gelagert werden
  • Polstermöbel sollten mit dem Staubsauger gereinigt oder mindestens zwei Tage lang nicht benutzt werden
  • Enge Kontaktpersonen von Betroffenen sollten für fünf bis sechs Wochen Hautkontakt mit weiteren Personen vermeiden und auf mögliche Krankheitszeichen achten
  • Pflegende Kontaktpersonen, z. B. bei Kindern oder älteren Krätze-Patienten, sollten im Umgang mit den Betroffenen langärmlige Kleidung und Einmalhandschuhe tragen

Literatur

  1. Robert Koch-Institut (RKI): Skabies (Krätze)
  2. Robert Koch-Institut (RKI): Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Krätze
  3. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG): Trotz social distancing in der Pandemie: Krätze weiter auf dem Vormarsch
  4. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Krätze (Skabies)