Maus gefressen, Wurmkur vergessen – Weshalb haben Katzen mit Freilauf ein hohes Parasitenrisiko?
In der freien Natur wird Ihre Schmusekatze schnell zum effizienten Jäger: Sie pirscht sich an, springt und holt sich ihre Beute. Die Maus dient dann entweder als leckere Mahlzeit oder landet als Liebesbeweis auf Ihrer Fußmatte. Doch Achtung: Beutetiere von Katzen tragen häufig Parasiten in sich!
Deshalb besteht für Freigängerkatzen ein hohes Risiko, sich mit Band- und Rundwürmern zu infizieren. Auch Flöhe, Milben und Zecken können Katzen jederzeit befallen. Die Expertenorganisation ESCCAP empfiehlt daher für Haustiere einen adäquaten Schutz gegen innere und äußere Parasiten.
So kleine Mäuse, so viele Würmer
Freigängerkatzen stecken sich oft mit Würmern an, wenn sie Mäuse oder andere Beutetiere fressen. Mäuse sind häufige Zwischen- oder Stapelwirte für Wurmarten wie den Katzenbandwurm (Taenia taeniaeformis), den Katzenspulwurm (Toxocara cati) oder den Katzenlungenwurm (Aelurostrongylus abstrusus). Auch bei der Übertragung des für Menschen gefährlichen Fuchsbandwurms (Echinococcus multilocularis) spielen Mäuse eine entscheidende Rolle. Je nach Wurmart kann der Befall gesundheitliche Folgen für die Katze haben: Es kann zum Beispiel zu Durchfall, Erbrechen und Abmagerung kommen. Bei einem Befall mit den Katzenlungenwurm können Nießen, Husten und Atemnot auftreten. Anderen Katzen sieht man den Wurmbefall dagegen überhaupt nicht an – sie können aber trotzdem ansteckend für andere Tiere im Haushalt und sogar für ihre menschliche Familie sein.
Da steckt der Wurm drin: Wie viele Mäuse sind infiziert?
Forscher*innen sind vermutlich weniger effiziente Mäusejäger als Katzen. Trotzdem gibt es wichtige Erkenntnisse: Beispielsweise fand eine Untersuchung bei jeder 7. Maus in Deutschland Hinweise auf eine Spulwurm-Infektion. Bei einer anderen Untersuchung wurden in jeder 3. Maus Fadenwürmer und in jeder 4. Maus Bandwürmer gefunden. Wildlebende Katzen fangen zum Beispiel täglich etwa acht bis zwölf kleine Beutetiere, um ihren Hunger zu stillen. Eine Katze, auf die zuhause ein voller Futternapf wartet, erlegt sicher weniger Beute, trotzdem steigt mit jeder erfolgreichen Jagd ihr Risiko für einen Wurmbefall.
Besteht für Wohnungskatzen kein Wurm-Risiko?
Reine Wohnungskatzen haben kaum Kontakt zu Beutetieren. Viele Katzenhalter*innen gehen deshalb davon aus, dass sie vor einem Wurmbefall sicher sind. Doch das stimmt nicht: ausgeschiedene Wurmeier bleiben häufig lange in der Umwelt ansteckend. Sie gelangen zum Beispiel an den Schuhsohlen in die Wohnung. Zudem kann ein Kontakt zu Wildtieren auch auf dem Balkon stattfinden, der für Wohnungskatzen häufig einen kleinen Freilauf darstellt. Manche Wurmlarven wandern außerdem bereits über die Muttermilch von infizierten Katzen in ihre Welpen. Eine Untersuchung der Tierärztlichen Hochschule Hannover zeigte zudem, dass jede 5. Katze mit Spulwurmbefall laut Angaben der Besitzer*innen eine reine Wohnungskatze ist. Auch Flöhe können eine Ursache für eine Bandwurminfektion sein: Der „Gurkenkernbandwurm“ wird übertragen, wenn Flöhe bei der Fellpflege von Katzen abgeschluckt werden. Deshalb sollte eine adäquate Parasitenkontrolle auch bei Katzen, die nur in der Wohnung gehalten werden, nicht vergessen werden.
Auf Streifzügen lauern auch Flöhe, Milben und Zecken!
Neben der Wurmgefahr besteht für Freigängerkatzen auch ein hohes Risiko, sich mit äußeren Parasiten wie Flöhen, Milben oder Zecken zu infizieren. Besonders Mäuse haben neben Würmern noch andere unerwünschte „Untermieter“. Das zeigt eine Untersuchung, in der mehr als 250 Mäuse rund um Berlin nach Parasiten abgesucht wurden: 99 % der Tiere hatten einen Befall mit äußeren Parasiten. Insgesamt fanden die Forscher*innen 5.429 Parasiten aus 63 verschiedenen Spezies. Besonders häufig kam dabei die Zeckenart Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) vor. Auch Flöhe waren sehr verbreitet. Neben Mäusen haben auch Vögel und Igel häufig Ektoparasiten, die beim Kontakt mit dem Tier selbst oder dessen Nester und Bauten auf Katzen übertragen werden können.
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Das Expertengremium ESCCAP empfiehlt Halter*innen von Freigängerkatzen, die Beute fangen und verzehren und damit ein hohes Risiko für Parasiten haben, eine monatliche Entwurmung (oder Kotuntersuchung) gegen Rund- und Bandwürmer. Für Katzen mit geringerem Parasitenrisiko sollte die Behandlungsfrequenz entsprechend angepasst werden. Wie hoch das Risiko für Ihre Katze ist und wie häufig sie behandelt werden sollte, besprechen Sie am besten mit Ihrem Tierarzt-Team. Vom Expertengremium ESCCAP gibt es zudem einen einfachen Online-Test für die Ermittlung des Parasitenrisikos (Entwurmungstest | ESCCAP DEUTSCHLAND). Zu Kotuntersuchungen als Alternative zur Behandlung ist wichtig zu wissen: Auch bei akutem Befall sind nicht immer Wurmeier im Kot nachweisbar! Das heißt, werden keine Eier in der Probe gefunden, kann das Tier trotzdem unter einem Wurmbefall leiden! Neben der Entwurmung sollte auch der Schutz gegen äußere Parasiten wie Zecken, Flöhe und Milben nicht vernachlässigt werden. Kombipräparaten, die gleichzeitig gegen äußere und innere Parasiten wirken, können die Behandlung für Sie und Ihre Katze erleichtern. Spot-ons sind dabei auch dann einfach in der Handhabung, wenn Ihre Katze ungern Tabletten einnimmt. Fragen Sie am besten Ihr Tierarzt-Team nach der für Ihre Katze optimalen Parasitenbehandlung. Damit sowohl Abenteurer als auch Schmusetiger gesund bleiben!