Pferde auf der Weide. Wurmkur beim Pferd: So geht es richtig.

Wurmkur beim Pferd: Pferde richtig entwurmen und Resistenzen vermeiden

Die meisten Pferdehalter setzen sich früher oder später mit dem Thema Wurmkur beim Pferd auseinander. Zu Recht, denn ein Wurmbefall kann in jedem Stall vorkommen. Pferde nehmen die Wurmeier meist beim Fressen auf – die Eier können hierbei Monate bis Jahre im Freien überstehen und infektiös bleiben. Oftmals sind Darmerkrankungen die Folge. Manche Wurmarten, z. B. Große Strongyliden, können ohne Gegenmaßnahmen sogar zum Tod des Huftieres führen.

Entwurmung von Pferden: selektiv vs. strategisch

Eines der zentralen Probleme der Wurmbekämpfung beim Pferd sind Resistenzen. Gemeint ist damit die zunehmende Widerstandsfähigkeit der Würmer gegen medikamentöse Wirkstoffe. Bei Tieren, die wie Pferde in größeren Herden gehalten werden, entstehen solche Abwehrmechanismen sehr viel häufiger als etwa bei Hunden oder Katzen. Damit die Ausbildung von Resistenzen trotzdem nicht zunimmt, muss bei der Entwurmung der Pferde richtig vorgegangen werden. Pferdehaltern stehen hier zwei unterschiedliche Ansätze zur Verfügung: die selektive Entwurmung und die strategische Entwurmung.

Die selektive Wurmkur beim Pferd

Bei der selektiven Entwurmung ist der Name Programm: Ob eine Wurmkur beim Pferd durchgeführt wird, hängt von den individuellen Umständen ab. Durch eine Kotprobe wird der Grad des möglichen Wurmbefalls ermittelt – genauer gesagt, die Anzahl der ausgeschiedenen Wurmeier pro Gramm Kot. Überschreitet die Anzahl einen bestimmten Schwellenwert, z. B. 200 Eier/g Kot bei Strongyliden, wird das Tier behandelt.1 Bei Werten unterhalb der Schwelle wird hingegen keine Wurmkur beim Pferd durchgeführt.

Die selektive Entwurmung beim Pferd: Wann und wie oft entwurmen?

Im ersten Jahr der selektiven Entwurmung sollte von jedem Pferd mindestens viermal der Kot untersucht werden. Dabei ist der Einsatz verschiedener Analyseverfahren wichtig. Pferde, die dabei den definierten Schwellenwert überschreiten, bekommen eine Wurmkur. Für die Folgejahre sollte ein Tierarzt die Gesundheit sowie den Grad des Wurmbefalls prüfen. Ist die Situation stabil, wird die Anzahl der Kotuntersuchungen reduziert: jeweils zu Beginn und Abschluss der Weidesaison und eventuell in der Mitte des Jahres.1

Weitere zentrale Elemente der selektiven Entwurmung:

  • Zwei Wochen nach Entwurmung immer eine Wirksamkeitskontrolle mittels einer erneuten Kotprobe.
  • Tests auf alle relevanten Wurmarten. Vorsicht: Ein Befall mit Großen Strongyliden kann tödlich verlaufen.
  • Konsequente Behandlung aller Tiere eines Stalls bei einem Befall mit Bandwürmern.

Die strategische Entwurmung beim Pferd

Bei der klassischen strategischen Entwurmungsmethode werden Pferde, abhängig von Alter und Haltungsform, nach einem festen Plan untersucht bzw. behandelt, meist zwei- bis viermal pro Jahr.  Auch hier werden alle Tiere einer Haltung berücksichtigt. Kotuntersuchungen sind nicht immer zwingend notwendig. Doch auch bei der strategischen Entwurmung kommen von Zeit zu Zeit Kotprobenuntersuchungen als Kontrollmaßnahme zum Einsatz. Die erste Behandlung findet in der Regel mit dem Weideaustrieb oder ein bis zwei Monate danach statt. Die Folgebehandlungen richten sich nach dem Alter des Pferdes und nach der Ausgestaltung und Lage des Pferdebetriebes.

Pferde entwurmen - einfach erklärt

Wann muss ich mein Pferd entwurmen?

Fohlen richtig entwurmen

Fohlen können sich nach der Geburt beim Muttertier über die Milch mit Würmern infizieren. ESCCAP rät von einer selektiven Wurmkur bei Fohlen ab. Besser sei es, trächtige Stuten unmittelbar vor der Geburt zu entwurmen. Ist dies nicht möglich, sollten Mutter und Kind es später nachholen. Junge Fohlen leiden bei einem Wurmbefall oft unter starken Symptomen. Daher ist eine effiziente Behandlung gegen Würmer für ihre langfristige Gesundheit besonders wichtig. Für eine detaillierte Planung der Parasiten-Prophylaxe sprechen Sie am besten mit Ihrem Tierarzt. Folgende Empfehlungen geben jedoch Anhaltspunkte: Für Fohlen ist die erste reguläre Behandlung ab der vierten Lebenswoche angeraten. Das anschließende Vorgehen hängt vom Zeitpunkt des ersten Weidegangs ab – in jedem Fall sollte das Jungtier aber gegen Spulwürmer behandelt werden, um einem Massenbefall vorzubeugen.1

Die strategische Entwurmung für Fohlen mit Weidegang

  • 4 Wochen nach der Geburt: Kotprobenuntersuchung; bei Nachweis von Zwergfadenwürmern (Strongyloides westeri) Einleitung einer Wurmkur
  • Nach ca. 2 Monaten: Behandlung gegen Kleine Strongyliden, Pferdespulwürmer (Parascaris) und Larvenstadien Großer Strongyliden; unterstützend Kotprobenuntersuchung ab 3 Monaten
  • Nach 5 Monaten: Behandlung gegen Kleine Strongyliden, Pferdespulwürmer (Parascaris) und im Bedarfsfall auch Bandwürmer; unterstützend Kotprobenuntersuchung
  • Nach 8 Monaten: Behandlung gegen Kleine Strongyliden, Pferdespulwürmer (Parascaris), Magendasseln (Gasterophilus), Bandwürmer und im Bedarfsfall auch Große Strongyliden (Larvenstadien); unterstützend Kotprobenuntersuchung1
Strategische Entwurmung für Fohlen

Die strategische Entwurmung für Jährlinge und junge Pferde mit Weidegang

  • Im Alter von 11 – 12 Monaten: Kotprobenuntersuchung; bei Nachweis von Zwergfadenwürmern (Strongyloides westeri) oder Kleinen Strongyliden Einleitung einer Wurmkur
  • 1 – 2 Monate nach Weideaustrieb: Behandlung gegen Kleine Strongyliden, Pferdespulwürmer (Parascaris) und im Bedarfsfall auch Große Strongyliden; unterstützend Kotprobenuntersuchung
  • 4 – 5 Monate nach Weideaustrieb: Behandlung gegen Kleine Strongyliden, Pferdespulwürmer (Parascaris) und im Bedarfsfall auch Bandwürmer; unterstützend Kotprobenuntersuchung
  • Bei Aufstallung: Behandlung gegen Kleine Strongyliden, Pferdespulwürmer (Parascaris) und im Bedarfsfall auch Magendasseln (Gasterophilus), Bandwürmer und Große Strongyliden; unterstützend Kotprobenuntersuchung1
Die strategische Entwurmung für Jährlinge und junge Pferde mit Weidegang

Die strategische Entwurmung für adulte Pferde mit Weidegang

  • Februar/März: Kotprobenuntersuchung; bei Nachweis von Kleinen Strongyliden Einleitung einer Wurmkur
  • 1 – 2 Monate nach Weideaustrieb: Behandlung gegen Kleine Strongyliden und im Bedarfsfall auch Große Strongyliden; unterstützend Kotprobenuntersuchung
  • 4 – 5 Monate nach Weideaustrieb: Kotprobenuntersuchung; bei Nachweis von Kleinen Strongyliden und Bandwürmern Einleitung einer Wurmkur
  • Bei Aufstallung: Behandlung gegen Kleine Strongyliden und im Bedarfsfall auch Magendasseln (Gasterophilus), Bandwürmer und Große Strongyliden; unterstützend Kotprobenuntersuchung1
Die strategische Entwurmung für adulte Pferde mit Weidegang

Gut zu wissen

Auch bei Boxenhaltung sollte auf die Wurmkur beim Pferd nicht verzichtet werden. Zu groß ist die Gefahr, dass das Huftier z. B. auf dem Paddock oder über verunreinigtes Futter in Berührung mit Wurmeiern kommt.

Entwurmung unter Berücksichtigung der Jahreszeiten

Wurmkur beim Pferd im Frühjahr

Pferdehalter, die im Spätherbst des Vorjahres durch eine Behandlung gegen Rundwürmer, Bandwürmer und Magendasseln vorgesorgt haben, können sich im Frühjahr zurücklehnen. Ansonsten ist das Frühjahr der richtige Zeitpunkt für eine Wurmkur gegen diese drei Arten.

Wurmkur beim Pferd im Herbst

Mit dem Herbst neigt sich die Weidesaison dem Ende zu. Und auch die besonders infektionsreichen Wurmmonate enden. Das ist der richtige Zeitpunkt, um klar Schiff zu machen: Pferde sollten im Herbst gegen Rundwürmer, Bandwürmer und auch Magendasseln behandelt werden.2

Maßnahmen zur Bekämpfung von Würmern beim Pferd.

Vorbeugende Maßnahmen und Hygiene

Damit eine Wurmkur nicht ins Leere läuft, sind umsichtige weitere Hygienemaßnahmen erforderlich. Hierbei gilt es in erster Linie, die Verbreitung von Würmern so gut wie möglich zu verhindern. Konkret bedeutet dies:1

  • Tägliches Entfernen von Pferdekot, mindestens aber zweimal pro Woche
  • Regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Pferdeboxen (wichtig: Desinfektionsmittel müssen gegen Wurmeier wirksam sein)
  • Pferdemist vor Ausbringen als Dünger ausreichend kompostieren
  • Pferdeställe stets trocken halten
  • Regelmäßiger Weideumtrieb
  • Einhaltung von Quarantänemaßnahmen bei Ankunft von Pferden aus anderen Ställen sowie Entwurmung bzw. Kotuntersuchung der Pferde

Wurmkur beim Pferd: Was ist der richtige Ansatz für mich?

Selektiv oder strategisch – bei der Bekämpfung von Würmern gibt es nicht den einen richtigen Weg. Viel wichtiger als die Frage nach dem Ansatz ist eine konsequente und korrekte Umsetzung des beschrittenen Wegs. Denn Fehler bei der Anwendung können leicht passieren: Wird etwa das Gewicht des Pferdes falsch eingeschätzt, oder spuckt es einen Teil der Wurmkur wieder aus, können durch die zu geringe Dosis Würmer im Darm überleben. Das kann die Entwicklung von Resistenzen begünstigen. Aber auch zu häufig verabreichte Wurmkuren können die Entstehung von Resistenzen fördern. Im Idealfall sollten Stallbetreiber, Pferdebesitzer und Tierarzt gemeinsam das Für und Wider der Behandlungsansätze abwägen und ein geeignetes Entwurmungskonzept entwerfen.

Quellen

  1. ESCCAP (2019): Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden, online: https://www.esccap.de/v2/wp-content/uploads/2020/06/2019_Pferd-Guideline-Web.pdf, letzter Zugriff: 08.12.2020
  2. Pressemitteilung Bundesverband für Tiergesundheit (13.03.2018, aktualisiert Okt. 2019): Wurmfrei durchs Jahr.