Mit der Wärme kommen die Fliegen
Die Hirschlausfliege lebt in den Wäldern Europas, Sibiriens und Nord-Chinas. Die Schwärmzeit liegt vor allem im Spätsommer und Herbst. Dann treffen Spaziergänger und Reiter auch an Waldrändern in Deutschland auf die fliegenden Plagegeister. Forscher gehen davon aus, dass solche Begegnungen in Zukunft häufiger werden: denn je milder die Winter, desto mehr Larven entwickeln sich zu erwachsenen Hirschlausfliegen. Nach besonders warmen Wintermonaten vermehrten sich die Fliegen in der Vergangenheit teils massenhaft.
Mythos fliegende Zecke
Zecken haben keine Flügel. Woher stammt also der Mythos von der fliegenden Zecke? Verantwortlich ist vermutlich die optische Ähnlichkeit der beiden Parasiten: Der flache, rotbraune Körper der Hirschlausfliege kann der häufigsten Zeckenart in Deutschland (Gemeiner Holzbock) zum Verwechseln ähnlichsehen. Zwar besitzt die Hirschlausfliege ein Flügelpaar – dieses wirft sie jedoch ab, sobald sie einen Wirt gefunden hat. Verwechslungsgefahr Nummer zwei: Wenn sie Blut trinkt, schwillt der Körper der Hirschlausfliege wie der einer Zecke an. Doch im Gegensatz zu den Spinnentieren haben Lausfliegen nicht acht, sondern sechs Beine. Nicht zuletzt krabbeln sie sehr viel schneller als die behäbigen Zecken.
Lebenszyklus der Hirschlausfliege
Erreicht eine Hirschlausfliege ihren Wirt, krabbelt sie blitzschnell über dessen Haut, um einen geeigneten Platz für ihre Blutmahlzeit zu finden. Am liebsten ist ihr dabei ein dichtes Haar- oder Fellkleid, in dem sie sich mit den Krallen am Ende ihrer langen Beine festhält. Von da an lebt die Hirschlausfliege im Fell ihres Wirts und ernährt sich regelmäßig von dessen Blut. Zwischen den Blutmahlzeiten sucht sie nach einem Partner zur Vermehrung. Die weibliche Hirschlausfliege bringt dann eine einzelne Larve zur Welt. Diese fällt zu Boden, verpuppt sich dort und schlüpft nach einiger Zeit als erwachsene Hirschlausfliege, die sich einem Schwarm anschließt – der Kreislauf beginnt von vorne.
Ist der Biss einer Hirschlausfliege gefährlich für Menschen?
Die Hirschlausfliege trinkt bei Menschen bevorzugt im Nacken und an der Kopfhaut Blut. Den Biss selbst bemerkt das Opfer meistens nicht sofort – schließlich ist er schmerzfrei und kaum sichtbar auf der Haut. In der Folge kann es allerdings zu allergischen Reaktionen auf den Speichel der Hirschlausfliege kommen: Die betroffene Stelle schwillt an und es bildet sich ein juckender, schmerzhafter Ausschlag. Der Juckreiz klingt meist nach zwei bis drei Wochen ab.
Vermutlich wird die Entzündung durch das Bakterium Bartonella Schoenbuchensis ausgelöst, welches knapp 90 % der Fliegen in sich tragen. Die Zentrale Kommission für biologische Sicherheit (ZKBS) stuft die Hirschlausfliege deshalb als Überträger eines Zoonose-Erregers ein. Das heißt: Hirschlausfliegen können Erreger vom Tier auf den Menschen und vom Menschen auf Tiere übertragen.
Wenn die Hirschlausfliege das Pferd in Panik versetzt
Gerade Reitern ist die Hirschlausfliege ein Begriff, da diese mit ihren Pferden nicht selten die typischen Schwarm-Reviere an Waldrändern beim Ausritt durchqueren. Die Hirschlausfliege verbeißt sich beim Pferd zumeist in der Haut rund um Mähne und Schweif. Das kann besonders für Reiter gefährlich werden, da die Tiere häufig nervös auf die krabbelnden Insekten reagieren. Wenn nach dem Biss der Hirschlausfliege schmerzhafte Symptome auftreten, verfallen manche Pferde sogar in Panik: Sie versuchen die Fliegen abzuschütteln und verletzten sich dabei teilweise selbst. Bei einem besonders starken Befall kann ein Pferd durch die Schmerzen sogar eine Kolik entwickeln.
So schützen Reiter ihr Pferd vor der Hirschlausfliege
Auf einer Weide oder beim Ausritt am Waldrand schützen Fliegendecken die Pferde vor den Attacken der Hirschlausfliege. Außerdem bleiben die Schwärme bei der Wirtssuche meistens wochenlang an der gleichen Stelle. Ist man also einen Schwarm begegnet, kann man die nächsten Ausritte um die Fliegen-Hotspots herum planen. Da die Parasiten nur kurze Strecken am Stück fliegen können, lassen sie sich so gut meiden.
Fun Fact: Hirschlausfliegen plagten schon Steinzeit-Menschen. Diesen Schluss lässt zumindest der Fund von Überresten einer Hirschlaufliege bei der 5.000 Jahre alten Gletschermumie Ötzi zu.
Beim Hund versteckt sich die Hirschlausfliege im dichten Fell
Je nach Länge des Fells kann eine Hirschlausfliege einen Hund fast überall beißen – vor allem jedoch im Nacken, am Bauch oder um die Rute. Und auch Hunde sind irritiert vom Krabbeln der flinken Insekten: Der Vierbeiner blickt dann meist suchend um sich und wirkt unruhig. Auch wenn ein Hund sich wiederholt in die eigene Haut beißt und kratzt, kann das auf einen Hirschlausfliegenbefall hinweisen. Bei solchen Symptomen lohnt sich der Gang zum Tierarzt. Außer der Hirschlausfliege kommen auch weitere Parasiten infrage, z. B. Milben oder Flöhe.
So wird man die Parasiten wieder los
Einigen Spot On Präparaten und Sprays, die eigentlich zur Bekämpfung anderer Parasiten entwickelt wurden, sagt man eine gewisse Wirkung gegen Hirschlausfliegen nach. Im Gegensatz zu vielen anderen Parasitenarten ist diese Wirksamkeit allerdings nicht bestätigt. Daher hier einige Tipps, um gegen die lästigen Parasiten vorzugehen:
- Lösen Sie festgebissene Hirschlausfliegen mit einem feinen Kamm aus dem Fell von Hund oder Pferd
- Sie können mehrere Hirschlausfliegen gleichzeitig mit einem breiten Klebeband fixieren und dann abziehen
- Spritzen Sie Pferde und Hunde mit dem Wasserschlauch ab, um die Fliegen wegzuspülen
- Lindern Sie den Juckreiz durch Kühlen der Bissstelle
- Fragen Sie bei starken Symptomen in Ihrer Tierarzt-/ bzw. Hausarztpraxis nach einem Antiallergikum oder Schmerzmittel