Demodex-Milben. Hier: computergenerierte Nahaufnahme einer Demodex-Milbe

Demodex-Milben: häufige Hautbewohner bei Hunden

Demodex-Milben leben in der Haut von Säugetieren. Da sie vor allem Haarbälge bewohnen, werden sie auch Haarbalgmilben genannt. Schätzungen zufolge haben 85 Prozent aller Hunde Demodex-Milben. Kritisch wird dieser Befall erst, wenn sich die Milben stark vermehren. Dann können sie Demodikose verursachen, eine der häufigsten Hautkrankheiten beim Hund. Zwar haben auch Katzen Demodex-Milben, die Stubentiger entwickeln aber nur selten eine Demodikose.1

Wie sehen Demodex-Milben aus?

Wie alle Milben und auch wie Zecken gehören Demodex-Milben zu den Spinnentieren. Mit nur 0,2 bis 0,3 Millimeter Körpergröße sind sie mit bloßem Auge allerdings nicht zu erkennen.1 Durch ihren Körperbau sind die Milben hervorragend an ihre Lebensweise angepasst: Mit ihrer länglichen, als zigarrenförmig beschriebenen Form können sie gut in die Haarbälge kriechen, welche als sackförmige Einstülpungen in der Haut die Haarwurzeln umgeben.

Wie leben Demodex-Milben?

In den Haarbälgen ernähren sich die Milben überwiegend von Zellbestandteilen und Talg – zur Fortpflanzung gehen die Ektoparasiten an die Hautoberfläche. Nach der Paarung legen die Milbenweibchen ihre Eier in die Haarbälge und schon zwei bis drei Wochen später ist der Milbennachwuchs vollständig entwickelt. Aufgrund ihrer Lebensweise sind Demodex-Milben sehr eng an ihren Wirt gebunden, in der Umwelt können sie nicht überleben. Außerdem sind sie äußerst wirtsspezifisch: Die Art Demodex canis parasitiert z. B. auf Hunden (lat. canis = Hund), während die Spezies Demodex cati auf Katzen lebt (lat. felis catus = Katze).

Wie stecken sich Hunde mit Demodex-Milben an?

Wegen der engen Bindung an ihren Wirt ist die Übertragung von Haarbalgmilben nur unter bestimmten Umständen möglich. In der Regel stecken sich Welpen kurz nach der Geburt bei ihrer Mutter an. Durch den engen Kontakt und die feuchte, warme Umgebung können die Milben leicht auf die Kleinen gelangen. Manche Hunderassen, z. B. Möpse, sind hierbei anfälliger als andere. Hintergrund ist vermutlich eine erblich bedingte Schwäche der Immunabwehr gegen die Milben.1

Hündin säugt ihre Welpen. Dabei kann es zur Übertragung der Demodex-Milbe kommen.

Demodex-Milben beim Hund: Wie kommt es zur Demodikose?

Zwar kommen Demodex-Milben bei vielen Hunden vor, doch es erkrankt nur ein Teil der Tiere an Demodikose. Vor allem bei jungen Hunden oder bei Hunden mit geschwächter Abwehr können sich die Milben vermehren, z. B. im Fall einer Infektionskrankheit, aufgrund einer Hormonstörung oder auch nach der Gabe bestimmter Medikamente. Je nach Ausprägung werden medizinisch verschiedene Formen der Demodikose unterschieden.2

Lokalisierte und generalisierte Demodikose bei Hunden

Die lokalisierte Demodikose tritt vor allem bei jungen Hunden unter sechs Monaten auf. Betroffene Tiere haben einzelne, schuppige, trockene und zum Teil haarlose Körperstellen, insbesondere in Bereichen, die durch das Säugen in Kontakt mit der Hundemutter kommen, also Oberlippe, Augenlider, Nasenrücken, Stirn, Ohren oder auch Vorderbeine. Normalerweise heilt die Krankheit nach etwa sechs bis acht Wochen von selbst ab.1, 2

Die generalisierte Demodikose kommt bei jungen Hunden meist zwischen dem zweiten und 18. Lebensmonat vor, oder bei erwachsenen Hunden ab ca. vier Jahren. Während bei Junghunden eine genetische Veranlagung besteht, spielen bei ausgewachsenen Tieren z. B. immunschwächende Grunderkrankungen eine Rolle. Es kommt zur massenhaften Milbenvermehrung und begleitenden bakteriellen Infektionen sowie großflächigen Hautentzündungen, Pusteln und Haarausfall. Im schlimmsten Fall endet die generalisierte Demodikose für den Hund sogar tödlich.1, 2, 3

Sonderformen der Demodikose

Neben der lokalisierten und der generalisierten Demodikose gibt es noch Sonderformen: die Otodemodikose an den Ohren des Hundes und die Pododemodikose an den Pfoten. Beide können mit starkem Juckreiz einhergehen, was für andere Formen der Demodikose, zumindest zum Krankheitsbeginn, untypisch ist. Pododemodikose tritt bei bestimmten Rassen gehäuft auf, z. B. bei Bernhardinern, Bobtails, Deutschen Doggen, Neufundländern und West Highland White Terriern.1

Wie werden Demodex-Milben beim Hund diagnostiziert?

Bei verdächtigen Hautveränderungen sollte der Hund in die Tierarztpraxis. Vermutet der Tierarzt oder die Tierärztin eine Demodikose, so wird eine Falte der entsprechenden Hautregion zum Teil abgeschabt – die entnommene Probe wird dann unter dem Mikroskop auf Haarbalgmilben untersucht. Sind mehrere Milben in einem Hautgeschabsel zu finden, gilt das als diagnostische Bestätigung der Demodikose. Bei manchen Rassen ist der Nachweis aufgrund der Hautbeschaffenheit schwierig, z. B. bei Bobtails oder Shar Peis – in solchen Fällen kann eine Biopsie Aufschluss über Demodex-Milben geben.2

Was hilft gegen Demodex-Milben?

Da die lokalisierte Demodikose in der Regel von selbst abheilt, müssen die Milben hier nicht gezielt bekämpft werden. Wenn sich nach ein paar Wochen allerdings keine Besserung einstellt, benötigen die Demodex-Milben beim Hund eine Behandlung. Auch eine generalisierte Demodikose sollte stets behandelt werden – die Therapie kann hierbei langwierig sein und der Fortschritt muss regelmäßig anhand von Hautproben überprüft werden.3

Gegen die Haarbalgmilben werden Antiparasitika (interner Link zu: /parasiten-behandlung-hund/) eingesetzt, unter Umständen sind zusätzlich Antibiotika gegen bakterielle Begleitinfektionen notwendig, die sich die Tiere durch das Kratzen zugefügt haben. Außerdem ist es wichtig, mögliche immunschwächende Grunderkrankungen und Begleitumstände zu ermitteln und gegebenenfalls zu behandeln bzw. zu beseitigen.2

Hausmittel und sogenannte natürliche Mittel helfen nicht gegen Haarbalgmilben. So rät die Europäische Expertenkommission für Heimtierparasiten (ESCCAP) explizit davon ab, etwa Öl oder Zitrone auf von Milben befallene Hautstellen zu geben – zum einen ist die Wirksamkeit nicht belegt, zum anderen können in der angegriffenen Haut leicht zusätzliche Infektionen entstehen.4

Wie lange dauert es, bis die Milben beim Hund weg sind?

Je nach der Schwere der Erkrankung kann die Bekämpfung von Haarbalgmilben einige Monate in Anspruch nehmen. Es ist sehr wichtig, die Therapie konsequent durchzuführen – auch noch einige Wochen, nachdem in einer Hautprobe keine Milben mehr zu sehen sind. Denn der Hund kann trotzdem noch infiziert sein und es kann leicht zu einem Rückfall kommen, wenn die Behandlung der Demodex-Milben beim Hund zu früh beendet wird und die Parasiten sich daher wieder vermehren können.2

Sind Demodex-Milben auf Menschen übertragbar?

Demodex-Milben von Hunden oder Katzen gehen nicht auf den Menschen – es besteht also kein Risiko einer Übertragung. Allerdings gibt es Arten, die auch auf Menschen leben, z. B. Demodex folliculorum. Beim Menschen leben Haarbalgmilben vor allem im Gesicht und im Nacken. Zum Ausbruch einer Demodikose kommt es aber meist auch nur im Verlauf einer zugrundeliegenden Schwächung des Immunsystems.2

Mensch mit Juckreiz. Eine mögliche Ursachen: Demodex Milben

Literatur

  1. Bundesverband für Tiergesundheit e. V.: Hauterkrankungen bei Hund und Katze durch Milbenbefall
  2. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Ektoparasiten
  3. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Modul-Leitfaden – Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen
  4. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Milben beim Hund – was TierhalterInnen Wissen sollten