Dirofilaria immitis: von Stechmücken auf Hunde
Herzwürmer sind nicht von Hund zu Hund ansteckend. Für die Übertragung sind Stechmücken verantwortlich. Viele verschiedene Arten von Stechmücken können Dirofilaria immitis, wie Herzwürmer wissenschaftlich heißen, weitergeben. Einige dieser Mückenarten leben auch in Europa. Nimmt eine Stechmücke beim Blutsaugen an einem infizierten Tier die winzigen Herzwurmlarven auf, können die auch Mikrofilarien genannten Larven sich im Körper der Mücke weiterentwickeln. Das dritte Larvenstadium ist schließlich das infektiöse Stadium für Hunde. Sticht die Mücke nun den Vierbeiner, kann sie die Parasiten weitergeben.1
Nach dem Mückenstich entwickeln sich die Herzwurmlarven im Bindegewebe unter der Haut des Hundes weiter. Schließlich gelangen sie über den Blutkreislauf in das Herz und in die Lungenarterie, wo sie auf bis zu 30 Zentimeter heranwachsen können. Von hier geben die inzwischen ausgewachsenen Herzwürmer Larven bzw. Mikrofilarien ab. Über das Blut des Hundes können die Mikrofilarien erneut von Stechmücken aufgenommen und weiterverbreitet werden.1
Herzwürmer beim Hund: Risikogebiete beim Reisen
Für ihre Entwicklung benötigen Herzwürmer bzw. ihre Überträgermücken ein mildes bis warmes Klima. Die Klimaerwärmung schafft solche Bedingungen zunehmend auch in Mittel- und Nordeuropa, sodass Herzwurmlarven bzw. infizierte Mücken auch schon in Ländern wie Deutschland nachgewiesen wurden. Noch ist aber nicht sicher, ob sich der Parasit hierzulande bereits etabliert hat. Die klassischen Herzwurm-Risikogebiete liegen in Europa vor allem im Süden und Südosten, hierzu gehören folgende Länder bzw. Regionen:1, 2
- Portugal
- Spanien
- Südfrankreich
- Italien
- Balkanhalbinsel
- Slowakei
- Tschechien
- Ukraine
- Russland
- Türkei
Vorsorge bei Reiseplänen: die Herzwurmprophylaxe
Planen Sie eine Reise mit dem Hund in ein Herzwurm-Risikogebiet? Die gute Nachricht lautet: Sie können den Vierbeiner vorsorglich vor der Herzwurmerkrankung schützen. Es gibt antiparasitische Mittel, die gegen Herzwurmlarven gerichtet sind und die Erkrankung wirksam verhindern können. Empfohlen wird, die Behandlung in den ersten vier Wochen nach der möglichen Ansteckung zu beginnen und bis 30 Tage nach der letzten möglichen Ansteckung fortzuführen.1, 3 Darüber hinaus sollte der Hund mit einem Mittel gegen Mückenstiche geschützt werden. Lassen Sie sich hierzu in Ihrer Tierarztpraxis beraten.
Möchten Sie noch mehr Infos zu Parasiten im Ausland? Der Reisetest des Europäischen Expertengremiums für Heimtierparasiten (ESCCAP) liefert Empfehlungen rund um die Vorsorgemaßnahmen gegen Parasiten auf Reisen. Mit Hilfe einer interaktiven Karte können Sie sich gezielt über viele Länder Europas informieren.
Infektion beim Hund: Herzwürmer bleiben oft unbemerkt
Hat sich ein Hund mit Herzwürmern angesteckt, so kann das über viele Monate oder sogar Jahre unbemerkt bleiben: Der Parasitenbefall löst bei dem Vierbeiner nicht zwangsläufig Symptome aus. Ob und wie schwer sich die Herzwurmkrankheit entwickelt, hängt unter anderem mit der Befallsstärke zusammen. Wenn es zu Symptomen kommt, können diese im Verlauf der Erkrankung nach und nach stärker werden. Bei kleinen Rassen reicht bereits ein adulter Herzwurm aus, um das kleine Herz auszufüllen bzw. Blutgefäße zu verstopfen, was das Risiko für schwerwiegende Symptome erheblich erhöht.1, 3
Herzwürmer beim Hund: Symptome
Als erstes Symptom tritt meist chronischer Husten auf, später kann Atemnot hinzukommen und das Tier erbricht häufig. Nicht selten wirken die Hunde auch erschöpft und werden teilnahmslos, die Herz- und die Atemfrequenz können erhöht sein. Die Schädigung der Blutgefäße in der Lunge durch erhöhten Blutdruck und abgestorbene Würmer verschlechtert den Luftaustausch und kann zu Narkosezwischenfällen führen. Durch die Gewebsschädigungen kann es zu einer Niereninsuffizienz kommen, im schlimmsten Fall versagt das Herz. Vor allem bei kleinen Hunden ist auch eine Verstopfung der Herzgefäße durch aneinandergelagerte Würmer möglich.1, 3
Wie wird ein Befall mit Herzwürmern bei Hunden diagnostiziert?
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Hund Herzwürmer hat, sollten Sie unbedingt Ihre Tierarztpraxis aufsuchen – insbesondere, wenn sich das Tier in einem Risikogebiet aufgehalten hat. Der Tierarzt bzw. die Tierärztin wird das Herz und die Lunge des Vierbeiners abhören. Zudem wird das Tier auch geröntgt oder per Ultraschall untersucht, um Veränderungen an den Organen festzustellen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Labormethoden, um das Blut des Hundes auf den Wurmbefall zu untersuchen: Zum einen können Antigene weiblicher Herzwürmer nachgewiesen werden, zum anderen im Blut zirkulierende Herzwurmlarven.1, 4
Antigentests sind besonders empfindlich: Für den Nachweis genügt schon ein einzelner geschlechtsreifer weiblicher Herzwurm. Larven lassen sich erst ab einer gewissen Menge im Blut nachweisen. Wird in beiden Testverfahren nichts entdeckt, lässt sich ein Herzwurmbefall bei dem Hund aber nicht zu hundert Prozent ausschließen: Während Antigentests keine männlichen Herzwürmer feststellen können, funktionieren die Tests auf Larven erst mehrere Monate nach der Ansteckung und auch nur mit einer genügend hohen Anzahl an Larven im Blut.1, 4
Lassen sich Herzwürmer beim Hund behandeln?
Herzwürmer beim Hund zu behandeln ist anspruchsvoll und kann sich über viele Monate hinziehen. Es gibt verschiedene Medikamente, die gegen ausgewachsene Herzwürmer und gegen Larven wirksam sind. Die Behandlungsdauer und auch die Erfolgsaussichten hängen aber von der Befallsstärke und der Schwere der Symptome ab.1, 4
Ein entscheidender Faktor ist das Aktivitätslevel des Vierbeiners, denn der Herzschlag und der Blutfluss haben direkten Einfluss auf die Verteilung der Würmer und ihre Schadwirkung. Über die Behandlungsdauer hinweg sollten Hunde draußen nur an der Leine geführt und zu Hause möglichst ruhig gehalten werden.1, 4
In Notfällen ist eventuell eine Operation notwendig, z. B. wenn der Befall besonders stark ist und ein Verstopfen der Herzkammer mit aneinandergelagerten Würmern droht. Es werden dann so viele Würmer wie möglich chirurgisch aus dem Herz entfernt. Anschließend muss der Hund aber unbedingt weiter mit Medikamenten behandelt werden.4
Sind Herzwürmer vom Hund auf den Menschen übertragbar?
Menschen können sich mit Herzwürmern anstecken, wenn sie von einer infizierten Stechmücke gestochen werden – in Ländern, in denen die Parasiten verbreitet sind, kommt dies immer wieder vor. Eine Weitergabe der Würmer von Hunden auf Menschen ist nicht möglich. Herzwürmer siedeln sich in erster Linie in der menschlichen Lunge an. Ihr herdenartiges Auftreten wird dann leicht mit Tumoren verwechselt. Infizierte Menschen entwickeln aber in der Regel keine oder nur leichte Symptome des Befalls.1, 2
Können Katzen Herzwürmer bekommen?
Auch Katzen können sich mit Herzwürmern anstecken. Allerdings sind Infektionen bei den Samtpfoten deutlich seltener als bei Hunden. Generell entwickeln sich bei Katzen weniger Würmer bis zur Geschlechtsreife und die ausgewachsenen Parasiten überleben nicht so lange. Doch auch bei Katzen sind Symptome möglich: Abgestorbene Herzwürmer können Atemnot, Husten und Erbrechen verursachen und zu Narkosezwischenfällen führen. Wenn eine Vielzahl toter Herzwürmer die Blutgefäße verstopft, kann die Infektion auch für Stubentiger lebensbedrohlich sein.1, 2
Literatur
- Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
- Fuehrer, H.-P. et al.: Dirofilaria spp. and Angiostrongylus vasorum: Current Risk of Spreading in Central and Northern Europe. Pathogens. 2021;10(10):1268. doi: 10.3390/pathogens10101268
- European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Herzwürmer beim Hund
- American Heartworm Society (AHS) (2024): Canine Guidelines for the Prevention, Diagnosis, and Management of Heartworm (Dirofilaria immitis) Infection in Dogs