Parasiten der Atemwege: Lungenwürmer bei Katze und Hund
Haben Sie schon einmal von Lungenwürmern bei Katzen und Hunden gehört? Vielen Halterinnen und Haltern sind diese Parasiten unbekannt. Dabei sind sie gar nicht selten: Laut einer Untersuchung sind in manchen Gebieten Deutschlands etwa 16 Prozent der Katzen mit dem Lungenwurm Aelurostrongylus abstrusus infiziert. In einigen süd- und osteuropäischen Regionen haben gar 50 Prozent der Katzen Antikörper gegen diese Wurmart.1 Doch wie erkennt man Lungenwürmer bei Katzen? Und wie äußern sich Lungenwürmer beim Hund? Wie oft sollte der Vierbeiner entwurmt werden? Und sind Lungenwürmer auf Menschen übertragbar?
Was sind Lungenwürmer?
Lungenwürmer gehören zu den Nematoden. Innerhalb der Nematoden, die auch Faden- oder Rundwürmer genannt werden, sind sie aber keine einheitliche Gruppe. Vielmehr werden verschiedene Nematodenarten zu den Lungenwürmern gezählt. Lungenwürmer bei der Katze sind beispielsweise die Arten Aelurostrongylus abstrusus – Erreger der Aelurostrongylose und häufigster Katzenlungenwurm weltweit – sowie Capillaria aerophila – Erreger der Capillariose, der auch Hunde befallen kann. Bei Hunden sind zudem die Lungenwürmer Angiostrongylus vasorum – Erreger der Angiostrongylose – und Crenosoma vulpis – Erreger der Crenosomose – verbreitet.1, 2
Lungenwürmer der Katze: Aelurostrongylus abstrusus
Aelurostrongylus abstrusus lebt als Parasit in den Bronchiolen und Lungenbläschen von Katzen. Hier legen die Würmer Eier, aus denen nach kurzer Zeit Larven schlüpfen, die über die Speiseröhre der Katze in den Verdauungstrakt gelangen und ausgeschieden werden. Die Wurmlarven werden dann von Schnecken aufgenommen und entwickeln sich zu nachfolgenden Larvenstadien. Mäuse, Vögel und andere Tiere fressen die infizierten Schnecken und werden selbst wiederum von Katzen erbeutet. Manche Katzen fressen auch selbst Schnecken. In der Katze gelangen die Wurmlarven vom Darm über das Blut zur Lunge, wo sie zu adulten Lungenwürmern heranwachsen – der Zyklus beginnt erneut.1, 2
Lungenwürmer beim Hund: Angiostrongylus vasorum
Der Wurm Angiostrongylus vasorum kommt bei Hunden und seinen Verwandten wie Füchsen und Wölfen vor. Als Parasit lebt der Wurm in den zuführenden Blutgefäßen der Lunge oder auch im Herz. Gemäß seiner ersten wissenschaftlichen Beschreibung im 19. Jahrhundert in Frankreich heißt er auch ‚Französischer Herzwurm‘. Wie bei Aelurostrongylus abstrusus werden die Wurmlarven über den Darm ausgeschieden und von Schnecken aufgenommen, in denen sie sich weiterentwickeln. Wenn ein Hund eine infizierte Schnecke frisst oder z. B. unbeabsichtigt beim Trinken verschluckt, gelangen die Wurmlarven zum Hundeherz bzw. den Blutgefäßen, wachsen heran und legen Eier.1, 3
Lungenwürmer beim Hund: Crenosoma vulpis
Crenosoma vulpis, der Schachtelhalmförmige Lungenwurm, besiedelt als Parasit die Luftröhre und die Bronchien und ist besonders bei Füchsen häufig: Laut Schätzungen sind rund 40 Prozent der mitteleuropäischen Rotfüchse infiziert.1 Mit der zunehmenden Ausbreitung von Füchsen in urbanen Gebieten steigt das Risiko einer Crenosomose für Hunde in Städten aber deutlich an.4 Wie andere Lungenwürmer nutzt C. vulpis Schnecken als Zwischenwirte. Nachdem ein Hund infizierte Schnecken gefressen hat, wandern die Wurmlarven aus dem Hundedarm über die Leber und das Herz oder auch über das Lymphsystem ins Lungengewebe bzw. die Luftröhre des Hundes.1
Lungenwürmer von Hunden und Katzen: Capillaria aerophila
Capillaria aerophila kann sowohl Hunde und Katzen als auch Wildtiere wie Igel, Dachse und Füchse befallen. Für Füchse in Deutschland gehen Schätzungen davon aus, dass die Befallsrate sogar über 70 Prozent liegt. Als Zwischenwirte nutzen die Würmer, die nur einige Millimeter groß sind, deutlich größere Regenwürmer – eventuell stecken sich Hunde und Katzen aber auch direkt an, also nicht über einen Zwischenwirt. Als Parasit nistet sich C. aerophila bei Katzen und Hunden in der Luftröhre oder in den Bronchien ein.1, 4
Aktuelle Meldungen zu Würmern bei Hund und Katze
Symptome und Therapie der Lungenwürmer bei Katzen
Bei einem leichten Befall mit Lungenwürmern zeigen Katzen meist keine erkennbaren Symptome. Anders ist es bei einem stärkeren Befall, der unbehandelt für den Stubentiger sogar tödlich enden kann. Folgende Symptome kann eine Katze mit Lungenwürmern haben – da die Symptome uneindeutig sind, müssen aber auch andere Atemwegserkrankungen in Betracht gezogen werden:1, 5
- Husten, Niesen und Nasenausfluss
- Störungen der Atmung und erhöhte Atemfrequenz
- Abgeschlagenheit und Gewichtsverlust
- Je nach befallenem Organ auch Luftröhrenentzündung, Bronchitis oder Lungenentzündung
- Bei unerkanntem Befall sind Narkosezwischenfälle möglich
Um Lungenwürmer bei der Katze zu bekämpfen, werden antiparasitische Wurmkuren eingesetzt, die meist auch gegen weitere Wurmarten wie Band- und Herzwürmer wirken. Kombinationspräparate enthalten zudem mehrere Wirkstoffe und beseitigen, z. B. als Spot-On, Lungenwürmer bei der Katze und zusätzlich auch Zecken, Flöhe und Milben. Lassen Sie sich hierzu von Ihrem Tierarzt bzw. Ihrer Tierärztin beraten.
Lungenwürmer beim Hund: Symptome und Behandlung
Ein Hund mit Lungenwürmern kann völlig gesund wirken. Es können sich aber auch starke Symptome entwickeln – und wie bei Katzen kann die Infektion sogar zum Tod führen, wenn sie nicht erkannt und behandelt wird. Hat ein Hund folgende Symptome, kann ein Lungenwurmbefall dahinterstecken. Doch der Vierbeiner sollte auch auf andere Atemwegserkrankungen untersucht werden:1, 4
- Husten und Atemnot
- Erschöpfung und Gewichtsverlust
- Entzündung im befallenen Organ, z. B. Bronchitis
- Bei der Angiostrongylose auch neurologische Störungen (z. B. Lähmungen), Blutungen, Bluthochdruck, Gerinnungsstörungen und Herzinsuffizienz
Auch für Hunde gibt es Wurmkuren, die sowohl Lungenwürmer als auch andere Wurmarten wie Spul-, Haken- und Peitschenwürmer beseitigen. Genau wie bei Katzen können Kombinationspräparate mit mehreren Wirkstoffen bei Hunden zusätzlich auch Zecken, Flöhe und Milben bekämpfen. Ihre Tierarztpraxis ist die richtige Adresse für eine umfassende Beratung.
Wie oft sollten Hunde und Katzen entwurmt werden?
Die Häufigkeit der Entwurmungen hängt mit dem individuellen Ansteckungsrisiko Ihres Vierbeiners zusammen. Katzen, die auf Jagd nach Nagetieren und Vögeln gehen, haben beispielsweise ein höheres Risiko als Wohnungskatzen. Die europäische Expertenkommission für Heimtierparasiten (ESCCAP) empfiehlt, Hunde und Katzen mit unbeaufsichtigtem Freigang monatlich zu entwurmen.6 Doch wie hoch ist das individuelle Risiko Ihres Tieres? Der Entwurmungstest von ESCCAP hilft Ihnen, es herauszufinden.
Besser vorher schützen: Vorsorge gegen Lungenwürmer bei Hunden und Katzen
Einige Entwurmungspräparate schützen vorsorglich vor bestimmten Lungenwurmarten, indem sie die Larven abtöten, bevor sie heranwachsen und sich vermehren. Lassen Sie sich auch hierzu fachkundig in Ihrer Tierarztpraxis beraten. Zudem sollte die Ausbreitung von Lungenwurmlarven in der Umgebung nach Möglichkeit eingedämmt werden und Hunde und Katzen sollten keine Schnecken fressen. Beides lässt sich nur bedingt umsetzen – die folgenden Maßnahmen können jedoch dabei helfen:
- Sammeln und entsorgen Sie stets den Kot von Hunden und Katzen
- Lassen Sie Näpfe, Spielzeug oder ähnliche Gegenstände nicht über Nacht im Freien liegen, da die Schnecken Lungenwurmlarven auch beim Darüberkriechen mit ihrem Schleim verbreiten können
- Säubern Sie Trinknäpfe draußen regelmäßig
Sind Lungenwürmer auf Menschen übertragbar?
Zum Glück sind die meisten Arten der Lungenwürmer von Hund und Katze keine Zoonoseerreger – das heißt, Menschen können sich mit den Parasiten nicht anstecken. Leider trifft das aber nicht auf alle Würmer der Heimtiere zu: Gurkenkernbandwürmer und Fuchsbandwürmer können beispielsweise auch auf Menschen übergehen. Letztere sind sogar äußerst gefährlich. Das regelmäßige Entwurmen schützt daher nicht nur die Vier-, sondern auch die Zweibeiner.1
Literatur
- Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
- Moskvina, T. V.: Current knowledge about Aelurostrongylus abstrusus biology and diagnostic. Ann. Parasitol. 2018;64(1):3-11. doi: 17420/ap6401.126
- Heusinger, A.: Angiostrongylus vasorum beim Hund. Kleintier konkret. 2015;18(4):39-40. doi: 1055/s-0035-1550138
- Kohn, B., Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik, 12. Auflage, Stuttgart, Enke Verlag, 2017
- Lutz, H., Kohn, B., Forterre, F.: Krankheiten der Katze, 6. Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2019
- European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Helminthen
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