Computermodell einer Milbe

Milben sind eine Unterklasse der Spinnentiere (Arachnida). Weltweit gibt es etwa 30.000 bekannte Milbenarten. Damit stellen Milben die artenreichste Gruppe aller Spinnentiere dar. Zu den Milben gehören allerdings nicht nur die 0,2 – 2 mm kleinen Vertreter, sondern auch die wesentlich größeren Zecken.

Lebenszyklus und Lebensdauer von Milben

Der Entwicklungszyklus aller Milbenarten folgt einem identischen Schema: Ei > Larve > Nymphe > ausgewachsene Milbe. Die Entwicklungsdauer einer Milbengeneration variiert zwischen wenigen Tagen und mehreren Jahren. Gleiches gilt für die Anzahl der Eier, die ein Milbenweibchen legt. Die Spanne reicht von 10 bis weit über 10.000 Eier je Weibchen.

Lebensraum und Aktivität von Milben

Die meisten Milbenarten leben im Boden. Diese frei lebenden Milben ernähren sich von organischem Material oder jagen Artgenossen. Für unsere Haustiere sind aber hauptsächlich die parasitär lebenden Milben bedeutsam. Parasitäre Milben verbringen ihr gesamtes Leben auf einem Wirt. Sie ernähren sich in den meisten Fällen von den Hautbestandteilen und Körperflüssigkeiten ihrer Opfer und leben auf oder in der Haut von Hund, Katze, Mensch und anderen Säugetieren. Da der Wirt genügend Wärme abgibt, geht von den meisten Milbenarten eine ganzjährige Ansteckungsgefahr aus – im Gegensatz zu den saisonal aktiven Zecken.

Wie infizieren sich Tiere mit Milben?

Milben haben vier Hauptübertragungswege:

  • Beim Säugen: Wirtswechsel finden häufig vom Muttertier auf Welpen während des Stillvorganges statt. Den Parasiten kommen hier der enge und lang andauernde Hautkontakt sowie die Wärme und Feuchte beim Säugen zugute.
  • Durch engen Kontakt: Beim gemeinsamen Spielen und Beschnuppern mit einem Artgenossen, der einen Milbenbefall hat, kann es zu einer Übertragung kommen.
  • Durch kontaminierte Umgebung: Es kann zu einer Verbreitung über Decken, Schlafkörbe, Bürsten oder andere Gegenstände kommen.
  • Durch Wildtiere: Bei Hunden gilt der Fuchs als einer der häufigsten Träger von bestimmten Milben. Dabei reicht es aus, dass neugierige Hunde mit dem Bau oder den Ruheplätzen der Füchse in Berührung kommen.
Infografik: Wie kommt der Hund zur Milbe? Ansteckungswege von Milben.
Wie kommt der Hund zur Milbe? Unsere Grafik zeigt die vier häufigsten Übertragungswege.
Infografik: Wie kommt der Hund zur Milbe? Ansteckungswege von Milben.
Wie kommt der Hund zur Milbe? Unsere Grafik zeigt die vier häufigsten Übertragungswege.

Grabmilben und Haarbalgmilben: Milben als Krankheitsauslöser beim Haustier

Zwei Milbenarten sind als Krankheitsauslöser beim Hund besonders wichtig: die Grabmilbe und die Haarbalgmilbe.

Die Grabmilbe (Gattung Sarcoptes) bohrt bis zu 1 cm tiefe Gänge in die Haut ihres Wirts und legt dort ihre Eier ab. Dies hat starken Juckreiz beim betroffenen Tier zur Folge. Diese hochansteckende Hauterkrankung ist bei Hunden als „Fuchsräude“ oder „Sarkoptesräude“ bekannt. Räudemilben bei der Katze (Notoedres cati) verursachen die sogenannte „Kopfräude“, die ebenfalls mit massivem Juckreiz und starken Hautveränderungen einhergeht.

Haarbalgmilben (Gattung Demodex) leben ebenfalls in der Haut ihrer Wirte, nämlich in den Haarbälgen. In geringer Zahl sind sie normale Hautbewohner. Ist jedoch das Immunsystem beeinträchtigt – z. B. durch einen Gendefekt oder zugrundeliegende Erkrankungen – kann sich die Hauterkrankung Demodikose entwickeln. Die Demodikose zählt bei Hunden zu den zehn häufigsten Erkrankungen der Haut.¹

Lästig für Hund und Katze können außerdem die Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis), Pelzmilbe (Cheyletiella blakei) und die Ohrmilbe (Otodectes cynotis) werden. Die Herbstgrasmilbe ist ein saisonales Problem und führt zu teils heftigem Juckreiz. Nicht nur Tiere sind betroffen – die Herbstgrasmilben kommen auch beim Menschen vor (sog. „Erntekrätze“). Von Ohrmilben sind eher Katzen als Hunde betroffen. Sie können die sogenannte Ohrräude verursachen, die mit Entzündungen und Juckreiz in den Ohren einhergeht. Die Pelzmilbe kann vom Hund auf den Menschen übergehen und eine juckende Dermatitis verursachen.

So sehen die beiden häufigsten Milbenarten beim Haustier aus

Hätten Sie es gewusst? Grabmilben bohren bis zu 1 cm tiefe Gänge in die Haut ihrer Wirte.

Allergien gegen Hausstaubmilben

Neben den parasitisch lebenden Milben kann auch die Hausstaubmilbe bei Haustieren zu Beschwerden führen – ähnlich wie beim Menschen. Sie ist ein frei lebender Vertreter der Milben, der hauptsächlich in Wohnräumen vorkommt (Bett, Matratze, Polstermöbel, Teppiche) und sich von organischem Material ernährt. In Deutschland leidet jeder vierte bis fünfte Einwohner an einer allergischen Erkrankung und 38 Prozent dieser Allergien gehen auf Hausstaubmilben zurück.² Ursächlich sind die Ausscheidungen oder Milbenteile der Hausstaubmilbe. Das Gefährliche: unbehandelt kann sich eine Hausstaubmilbenallergie zu Asthma entwickeln.

Auch Hunde können allergisch gegen Hausstaubmilben sein. Was hier unter anderem hilft: viel Staubsaugen, kein Schlafen mehr bei Herrchen oder Frauchen im Bett, die Verwendung von Allergiebettwäsche im Hundekorb und der Einsatz von Mitteln gegen Milben bzw. Flöhe.

Literatur

  • Deplazes et al. (2013): Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, S. 409.
  • Renz, Kaminski, Pfefferle (2008): Allergieforschung in Deutschland, HRSG: Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie.