Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) stark vergrößert. Aufnahme vom CDC.

Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm für Menschen und Tiere?

Die meisten Menschen kennen diese Warnungen: Vorsicht beim Verzehr von frisch gepflückten Beeren oder selbst gesammelten Pilzen! Denn die Eier des Fuchsbandwurmes könnten daran haften. Und damit ist nicht zu spaßen: Die Larven des Parasiten können die alveoläre Echinokokkose verursachen – eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung. Doch wie überträgt sich der Fuchsbandwurm auf den Menschen? Wie groß ist die Gefahr tatsächlich? Und können auch Hunde und Katzen den Parasiten übertragen oder an Echinokokkose erkranken?

Was sind Fuchsbandwürmer?

Der Fuchsbandwurm, wissenschaftlich auch Echinococcus multilocularis genannt, gehört wie auch der Gurkenkernbandwurm und der Katzenbandwurm zu den Cestoden – so nennen Fachleute in der biologischen Systematik die Gruppe der Bandwürmer.

Eine Gemeinsamkeit dieser Parasiten ist ihr abgeflachter Körper, der aus einer Kette einzelner Bandwurmglieder besteht, den sogenannten Proglottiden. Am Vorderende der Gliederkette sitzt der Kopf bzw. Scolex – mit ihm hält sich der Bandwurm an der Darmwand seines Wirtstieres fest, um über die Haut Nährstoffe aufzunehmen.

Zu den natürlichen Wirtstieren des Fuchsbandwurmes gehören neben Füchsen auch Marderhunde und Wölfe. Insbesondere bei Füchsen kann die Befallsrate sehr hoch sein: In manchen Regionen sind über 70 Prozent der Tiere Träger des Bandwurmes.

Warum ist der Fuchsbandwurm gefährlich?

Während seiner Entwicklung vom Ei zum ausgewachsenen Wurm durchläuft der Fuchsbandwurm zwei Larvenstadien. Das zweite Larvenstadium, die sogenannte Metacestode, entwickelt sich in einem Zwischenwirt, welcher die Bandwurmeier mit dem ersten Larvenstadium vorher aus der Umgebung aufgenommen hat. Häufig sind die Zwischenwirte Mäuse oder Bisamratten, doch der Mensch kann ein Fehlzwischenwirt sein – etwa, wenn er Fuchsbandwurmeier über Beeren aufnimmt, die mit dem Kot eines infizierten Fuchses in Berührung kamen.1

Und hier wird es gefährlich: In der Leber des Menschen entwickelt sich die Metacestode als bläschenartige Struktur (alveolär), welche im Lauf der Zeit Ausläufer, ähnlich wie Wurzeln, in das umliegende Gewebe bildet. Außerdem können sich die Bläschen und Zellen des Parasiten über die Lymph- und Blutbahn im Körper ausbreiten, sodass auch die Lunge, das Gehirn oder sogar die Knochen infiziert werden können. Wie ein Tumor wachsen die Bandwurmlarven dann im menschlichen Körper.

Alveoläre Echinokokkose: Beim Menschen immer tödlich?

Lange Zeit verläuft die alveoläre Echinokokkose zunächst unbemerkt – es kann über zehn Jahre dauern, bis der Befall mit dem Fuchsbandwurm Symptome beim Menschen auslöst. Durch die Zerstörung des Lebergewebes kann es zu Schmerzen im Oberbauch, einer Gelbfärbung der Haut und Gewichtsverlust kommen. Ohne Behandlung endet die Erkrankung schließlich so gut wie immer tödlich – sie wird daher als eine der gefährlichsten parasitären Erkrankungen beim Menschen eingestuft.1

Und auch mit Behandlung gilt: Die alveoläre Echinokokkose ist selten heilbar. In einem frühen Stadium können die Metacestoden unter Umständen noch operativ entfernt werden. Mit einer Chemotherapie werden die Larven außerdem am Wachstum und der Ausbreitung gehindert. Die Behandlung muss meist für das restliche Leben der Betroffenen fortgesetzt werden und kann sehr belastend sein. Wie so oft heißt es daher: Vorsorge ist der beste Schutz.

Beeren, Bärlauch, Pilze, Fallobst: Wie hoch ist das Risiko?

Prinzipiell besteht immer ein Ansteckungsrisiko bei Lebensmitteln, die mit dem Kot eines mit Fuchsbandwürmern infizierten Tieres in Berührung gekommen sein könnten. Das gilt aber keineswegs nur für Pilze oder Beeren aus dem Wald – der Rotfuchs breitet sich beispielsweise seit einigen Jahrzehnten auch zunehmend in städtischen Gebieten aus und ist in Gärten und Parks anzutreffen.1 Fuchsbandwurm-Risikogebiete liegen in Deutschland vor allem im Süden – in Bayern und in Baden-Württemberg.

Um das Infektionsrisiko zu verringern, rät die Universität Würzburg dazu, selbst angebautes, bodennah wachsendes Gemüse sowie Salat nur zu verzehren, wenn der Garten fuchssicher umzäunt ist. Gründliches Waschen mit Wasser reduziert die Infektionsgefahr zwar, ist aber kein sicherer Schutz. Und auch gängige Desinfektionsmittel oder Alkohol können den Eiern nichts anhaben. Wirksam abgetötet werden Fuchsbandwurmeier durch:2

  • Erhitzen auf über 60 °C für einige Minuten
  • Einfrieren bei -80 °C für einige Tage
  • Trocknen bei 25 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 25 % für einige Tage

Fuchsbandwurm bei Hund und Katze

Hunde können Fuchsbandwurmeier aufnehmen, indem sie z. B. infizierte Zwischenwirte wie Mäuse und andere Kleinsäuger fressen. Auch der Kontakt mit Wasser oder Erde, die mit Fuchskot verunreinigt sind, kann zur Infektion beim Hund führen. Katzen sind im Gegensatz zu Hunden weniger anfällig für Fuchsbandwürmer.

Der Hund ist für den Fuchsbandwurm sowohl ein möglicher Fehlzwischen- als auch ein potenzieller Endwirt: Als Fehlzwischenwirt wird die Leber des Vierbeiners mit Metacestoden infiziert (alveoläre Echinokokkose) – unbehandelt endet die Krankheit in der Regel tödlich. Ist der Hund Endwirt, können in seinem Darm ausgewachsene Fuchsbandwürmer leben, die Eier abgeben, ohne dass der Hund Erkrankungssymptome zeigt.

Wirtstier Hund: Den Befall mit dem Fuchsbandwurm erkennen

Hunde mit alveolärer Echinokokkose zeigen eventuell Symptome wie einen vergrößerten Bauch und Atemnot und wirken schwach. Der Tierarzt oder die Tierärztin stellt möglicherweise eine vergrößerte Leber fest und untersucht das Organ mit bildgebenden Verfahren genauer. Ist der Hund ein Endwirt und hat Fuchsbandwürmer im Darm, so lassen sich die ausgeschiedenen Eier im Labor nachweisen. Der Vierbeiner sollte dann umgehend medikamentös behandelt werden. Wichtig ist: Auch nach der Behandlung kann das Tier noch eine Weile infektiöse Bandwurmeier ausscheiden.

Hund im Wald. Hier kann der Hund Fuchsbandwurmeier aufnehmen.

Können Hunde und Katzen Fuchsbandwürmer auf Menschen übertragen?

Für Menschen sind Hunde und Katzen eine potenzielle Infektionsquelle: Laut dem Robert Koch-Institut haben Halterinnen und Halter von Hunden und Katzen ähnlich wie Menschen, die in der Land- und Forstwirtschaft arbeiten, ein erhöhtes Risiko für die Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm. Von Hunden geht dabei die größere Gefahr aus, denn infizierte Katzen scheiden im Vergleich dazu deutlich weniger Fuchsbandwurmeier aus. Nochmal höher ist das Risiko bei Hunden, die unbeaufsichtigten Freilauf haben und Nagetiere fressen.

Mensch mit Hund und Katze beim Entspannen auf der Couch.

Schutz vor dem Fuchsbandwurm für Katze, Hund und Mensch

Das beste Mittel, um eine Übertragung des Fuchsbandwurmes zu verhindern, ist die regelmäßige Entwurmung. Das schützt nicht nur das Tier, sondern vor allem auch Herrchen und Frauchen, die engen Kontakt zu ihrem Liebling haben. So zeigte eine Studie mit Menschen, die an alveolärer Echinokokkose erkrankt waren, dass viele von ihnen ihren Vierbeiner nicht regelmäßig entwurmt hatten.3

Die europäische Expertenkommission für Heimtierparasiten (ESCCAP) empfiehlt für die Entwurmung die regelmäßige Behandlung mit Anthelminthika – das sind Mittel speziell gegen parasitische Würmer. Die Behandlungshäufigkeit hängt dabei vom jeweiligen Risiko des Vierbeiners ab. Für Tiere mit unbeaufsichtigtem Freigang wird z. B. die monatliche Entwurmung empfohlen.3, 4 Der Entwurmungstest von ESCCAP gibt Aufschluss über das individuelle Risiko Ihres Vierbeiners.

Gut zu wissen: Die Entwurmungsmittel wirken nicht nur gegen den Fuchsbandwurm, sondern auch gegen andere Bandwürmer und oftmals auch noch gegen Spul-, Haken- und Peitschenwürmer. Außerdem ist es mit bestimmten Mitteln möglich, gleichzeitig auch Ektoparasiten wie Flöhe und Zecken zu bekämpfen. Lassen Sie sich hierzu in Ihrer Tierarztpraxis beraten.

Literatur

  1. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Fuchsbandwurm
  2. Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Hygiene und Mikrobiologie: Echinococcus, Fragen & Antworten
  3. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Fuchsbandwurm beim Menschen: Hund als Risikofaktor
  4. European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): Helminthen