Sarcoptes-Milbe - Auslöser der Räude

Milben verursachen Räude bei Hund, Katze und Pferd

Räude ist eine hochgradig ansteckende Hautkrankheit, verursacht von verschiedenen parasitischen Milben: Für Hunde ist vor allem die Grabmilbe Sarcoptes scabiei eine Gefahr, die sich in die oberen Hautschichten des Vierbeiners bohrt. Katzen sind eher anfällig für die Milbenart Notoedres cati, die ebenso zu den Grabmilben gehört. Die Milbe Otodectes cynotis fühlt sich in den Ohren von Hunden wie auch Katzen besonders wohl und verursacht die lästige Ohrräude. Und auch Pferde bleiben von Räudemilben nicht verschont: Die Milbenart Chorioptes bovis etwa gehört zu den Nagemilben und befällt unter anderem die Fesseln. Räude beim Pferd ist aber zum Glück eher selten.1

Sarcoptes-Räude beim Hund: Grabende Räudemilben verletzen die Haut

Sarcoptes-Milben sind nur etwa einen halben Millimeter groß, dennoch ist ein Befall für Hunde sehr unangenehm: Die Weibchen dieser Milben graben Gänge für ihre Eier in die oberen Hautschichten des Vierbeiners. Nach kurzer Zeit schlüpfen die Milbenlarven und sind schon nach zwei bis drei Wochen ausgewachsen – nach und nach breiten sich die Räudemilben auf ganze Hautareale aus. Die Parasiten befallen vor allem den Kopf, die Ohren, den Bauch, die Brust und die Beine des Hundes.1

Symptome der Sarcoptes-Räude beim Hund

Die Hautveränderungen und Symptome der Räude beim Hund entstehen als allergische Reaktion des Immunsystems auf die Milben, den Milbenspeichel, den Milbenkot und die Milbeneier. Zu den typischen Symptomen der Räude sowie den weiteren Folgen im Krankheitsverlauf gehören:1

  • Starker Juckreiz und Hautrötungen
  • Bildung von Knötchen und Blasen auf der Haut
  • Verhornung und Haarausfall
  • Wunden durch heftiges Kratzen und Scheuern
  • Bakterielle Wundinfektionen

Foto: Hund mit Räude

Vorsicht vor Wildtieren: Fälle von Räude bei Fuchs, Marderhund und Co

Sarcoptes-Milben gibt es in unterschiedlichen Varietäten, die an ihre jeweiligen Wirtstiere angepasst sind. Für die Räude beim Hund ist die Varietät Sarcoptes scabiei variatio canis verantwortlich. Wildtiere wie Marderhunde oder Füchse können von dieser Varietät oder auch von Sarcoptes scabiei variatio vulpes befallen werden – und letztere kann ebenso auf Hunde übergehen.1

Immer wieder berichten regionale Medien über Fälle von Räude bei Füchsen und anderen Wildtieren. In Gebieten mit infizierten Wildtieren sollten Halterinnen und Halter von Hunden Vorsicht walten lassen: Leinen Sie Ihren Vierbeiner an und verhindern Sie Kontakt mit Wildtieren – auch ein Fuchsbau sollte für Hunde tabu sein.

Notoedres-Räude der Katze: Parasitische Milben auf dem Kopf

Notoedres-Milben sind nah mit Sarcoptes-Milben verwandt, kommen aber überwiegend bei Katzen vor. Vor allem Streuner oder vernachlässigte Stubentiger sind mit den Räudemilben befallen. Die Krankheit breitet sich meist ausgehend von den Ohrrändern über die Stirn auf den gesamten Kopf und anschließend über den Nacken auf den restlichen Körper aus. Vor allem für junge Katzen, aber auch für ältere Tiere kann die Erkrankung unbehandelt tödlich enden.1, 2

Symptome der Notoedres-Räude bei Katzen

Genau wie Sarcoptes-Milben graben weibliche Notoedres-Milben Gänge für die Eiablage in die oberen Hautschichten des Vierbeiners. Typische anfängliche Symptome sowie Folgeerscheinungen der Notoedres-Räude bei der Katze sind:1, 2

  • Hochgradiger Juckreiz
  • Bildung kleiner Knötchen und Blasen
  • Verdickung der Haut mit Falten, Krusten und Haarausfall
  • Wunden durch starkes Kratzen
  • Bakterielle Sekundärinfektionen

Foto einer Katze mit Räude.

Juckende Ohren: Ohrräude durch Otodectes cynotis-Milben

Nicht allzu festgelegt bei der Wahl ihrer Wirtstiere sind die Räudemilben der Art Otodectes cynotis: Die Parasiten können bei Hunden, Katzen, Füchsen, Mardern und weiteren Tieren Ohrräude verursachen. Bei Katzen ist die Infektion mit Otodectes-Milben sogar die häufigste parasitäre Ohrerkrankung: Schätzungen geben für Mitteleuropa Fallzahlen von über 25 Prozent an – besonders verbreitet ist Ohrräude hierbei unter Streunern.1, 2

Otodectes-Milben verletzen mit ihren scharfen Mundwerkzeugen die Haut in der Ohrmuschel und im äußeren Gehörgang. Infizierte Tiere haben mitunter eine dunkle, schmierige und an Wachs erinnernden Masse aus Wundflüssigkeit, Blut, Ohrenschmalz und Ausscheidungen der Milben im Ohr. Im Zuge des Milbenbefalls kann es zu allergischen Reaktionen und starkem Juckreiz kommen, eventuell gefolgt von bakteriellen Sekundärinfektionen in aufgekratzten Wunden. Auch das Mittelohr und das Trommelfell können in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei Katzen breitet sich die Ohrräude teilweise von den Ohren auf den Kopf aus, selten durch das Putzen auch auf den restlichen Körper.1, 2

Fußräude beim Pferd: Nagende Räudemilben am Bein

Zum Leidwesen ihrer geplagten Opfer verfügen Nagemilben der Art Chorioptes bovis über scharfe, beißende Mundwerkzeuge. Bei Pferden befallen die Parasiten vor allem dünn behaarte Stellen an den Beinen, z. B. die Fesselbeugen der Hinterbeine, wo sie Fußräude verursachen. Kaltblutrassen sind häufiger betroffen als Warmblüter, da ihr Fesselbehang den Befall mit den Räudemilben begünstigt.1

Symptome der Chorioptes-Räude beim Pferd

Die Chorioptes-Milben ernähren sich von Hautzellen, Talg und Wundflüssigkeit. Dadurch kommt es zu allergischen Reaktionen und den nachfolgenden Symptomen der Räude beim Pferd:1

  • Heftiger Juckreiz und schuppiges Ekzem
  • Verdickungen der Haut
  • Bildung von Falten mit einem talgigen, schmierigen Belag
  • Hautgeschwüre
  • Warzenmauke

Wie wird Räude behandelt?

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Hund, Ihre Katze oder Ihr Pferd von Milben befallen ist, sollten Sie es unbedingt tiermedizinisch untersuchen lassen. Gegen Räudemilben wirken bestimmte antiparasitische Mittel – für Hunde und Katzen gibt es z. B. geeignete Spot-ons und Kautabletten. Da sich die Milben leicht durch direkten Kontakt zwischen Tieren übertragen, sollten alle Tiere in einem Haushalt behandelt werden, auch wenn sie keine Symptome zeigen.

Außerdem übertragen sich die Milben auch über Gegenstände wie Bürsten oder Liegedecken. Sarcoptes– und Chorioptes-Milben überleben bei geeigneten Bedingungen in der Umgebung beispielsweise bis zu drei Wochen. Lassen Sie sich bezüglich der Reinigung der Umgebung von Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierärztin beraten. Bei Pferden gilt es, auch den Stall milbenfrei zu bekommen.1

Befallen Räudemilben von Tieren auch Menschen?

Mit Sarcoptes– oder Notoedres-Milben infizierte Tiere können auch ihre Halterinnen und Halter anstecken. Es kommt jedoch nicht zur Ausbildung der Räude beim Menschen: Der Zweibeiner ist ein Fehlwirt, auf dem sich die Milben im Normalfall nicht vermehren. Dennoch können sich vorübergehend Symptome wie Juckreiz und Hautknötchen ausbilden – das Krankheitsbild der sogenannten ‚Pseudoskabies‘.1 Bei den ersten Anzeichen sollte man einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen.

Pseudoskabies verschwindet in den meisten Fällen nach kurzer Zeit und ohne Behandlung wieder. Deutlich kritischer für Menschen ist hingegen die ‚richtige‘ Skabies, auch als Krätze bekannt. Diese Hautkrankheit wird von auf den Menschen spezialisierten Sarcoptes-Milben verursacht: der Milbenvarietät Sarcoptes scabiei variatio hominis. Menschen, die an Krätze erkranken, brauchen unbedingt eine medizinische Behandlung.

Literatur

  1. Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
  2. Lutz, H., Kohn, B., Forterre, F.: Krankheiten der Katze, 6. Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2019